1884 geboren im westpreußischen Krojanke, heute Krajenka in Polen
1902-13 Studium der Malerei und Radierkunst an der Berliner Hochschule für die Bildenden Künste
1905-06 Studium an der Académie Julian bei Jules-Joseph Lefebvre in Paris
1906 Auftrag des preußischen Staats für eine Radierungsfolge der bei den damaligen deutschen Ausgrabungen aufgefundenen byzantinischen Fresken in Priene / Kleinasien
1907-09 Romaufenthalt, Studien bei Otto Greiner
1910 erhält Wolfsfeld die "Kaiser-Wilhelm-Medaille für künstlerische Leistung in Gold" (Großradierung "Die Bogenschützen", Furness Nr. 31)
1912 Studienreise nach Polen und Galizien
1916 Lehrer an der Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums Berlin
1920 Professor für Malerei und Radierkunst an der Hochschule für die Bildenden Künste Berlin
1920 erscheint in Berlin eine Monographie von Adolph Donath über Erich Wolfsfeld
1928 Studienreise nach Marokko, Ägypten und in die Türkei
1935 Heirat mit der Tänzerin Illa Walter 1936 Aberkennung des Professorentitels und Entfernung aus dem Lehramt wegen seiner jüdischen Herkunft
1939 Auswanderung des Ehepaars Wolfsfeld nach England unter Mitnahme zahlreicher Gemälde und Radierungen, nach Kriegsbeginn zunächst Internierung als "Enemy Alien" auf der Isle of Wight
1943-53 Teilnahme an Ausstellungen der Royal Academy in London
ab 1946 zahlkreiche Reisen nach Spanien und in arabische Staaten
1956 Aufnahme in die "Royal Society of Painter-Etchers and Engravers"
1956 in London verstorben
1977 umfangreiche Ausstellung der Belgrave Gallery in London, die Wiederentdeckung seines Werks beginnt
1979 erscheint das von Elizabeth Furness verfasste Werkverzeichnis der Radierungen Erich Wolfsfelds, hrsg. von der Belgrave Gallery London
ab 1980 Rezeption Erich Wolfsfelds auch in der BRD, vor allem durch die Galerie Heinrich in Regensburg
seit 2023 hat das Kunstkontor das deutschlandweit größte Angebot der seltenen Radierungen Wolfsfelds im Galerieprogramm
Zum einen war Erich Wolfsfeld ein ganz eigenartiger Künstler, der sich in gegenständlicher Ölmalerei und vor allem Großradierung von höchster technischer Meisterschaft Themen widmete, die uns heute mehr denn je berühren sollten: beginnend mit geradezu profan naturalistisch vorgestellten mythologischen Darstellungen bewegt sich sein Schaffen - verstärkt durch regelmäßige Reisen in damals noch sehr unterentwickelte Länder - zunehmend in Richtung eines emphatischen Einfühlens in die ärmlichen Lebensverhältnisse einfacher Bevöl-kerungsschichten, Minderheiten und alter Menschen vor allem osteuropäischer und nordafrikanischer Provenienz, die ihr Los in würdevoller Gelassenheit tragend geschildert werden. Die Sammlung des Kunstkontors konzentriert sich auf den vor allem im ersten Jahrhundertviertel vorherrschenden paganen und alttestamen-tarischen Aspekt in Wolfsfelds Oeuvre, der aber schon auf den Schwerpunkt seiner späteren Ikonographie hinweist - als Beispiele seien genannt die hier vorgestellten Radierungen "Die Freunde" und "Hiob" !
Zum andern steht Erich Wolfsfelds Leben beispielhaft für das Schicksal eines an den bösartigen Zeitumständen im Deutschland der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts zum Scheitern gebrachten großartigen Künstlers. Schon als Student macht er von sich reden, nach dem Weltkrieg beginnt er als Berliner Akademieprofessor seine Künstlerpersönlichkeit im jungen demokratischen Deutschland vollends zu entfalten, mit dem Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft ist dann dem Juden Wolfsfeld jede berufliche Möglichkeit genommen. Die Umsiedlung nach England 1939 bewahrt ihn zwar vor der Schoah, aber in seiner Kunst muss er sich erst wieder neu etablieren. Dass dies sehr schnell noch während der Kriegsjahre gelingt, verdankt Wolfsfeld nicht zuletzt dem Qualitätsgespür seiner britischen Künstlerkollegen. Nach Wolfsfelds Tod 1956 wird er durch Ausstellungen und Werkverzeichnis der Radierungen etwa ab 1975 zunehmend einem internationalen Publikum bekannt. Heute sind Wolfsfelds Gemälde und Radierungen in öffentlichen Sammlungen vor allem in Israel, den USA, Großbritannien und Deutschland zu finden.