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Foto: Joseph Michael Neustifter |
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Georg Fiederer- geboren 1958 in Regensburg
- ab 1980 Studium der Freien Malerei an der Nürnberger Akademie der Bildenden Künste
- Abschluss 1986 als Meisterschüler von Prof. Ludwig Scharl und Akademiepreisträger
- 1987 Bayerischer Staatsförderpreis
- 1992 USA-Stipendium des Freistaates Bayern, im gleichen Jahr Kulturförderpreis der Stadt Regensburg
- 2003 Gründung und Leitung der Akademie Regensburg
Georg Fiederer lebt und arbeitet in Regensburg |
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Das Werk Georg Fiederers wird seit 1998 vom Kunstkontor Westnerwacht vertreten.
(Der folgende Text ist der ersten Edition des Kunstkontors Georg Fiederer - Die Fahrten der Entdecker von 1998 entnommen)
Emanuel Schmid Persönliches zu Georg Fiederer
Erstmals aufmerksam wurde ich auf den Zeichner Georg Fiederer Mitte der achtziger Jahre während meines recht ernsthaft betriebenen Kunstgeschichtsstudiums. Da war nun einer, der dem klassischen kunsthistorischen Qualitätsbegriff standhielt: komplexe, anspruchsvolle Ikonographie umgesetzt in gleichwertiger, angemessener formaler Sprache. Die Botschaft selbst war irritierend ironisch, von enzyklopädischer Bissigkeit in der Beschreibung menschlicher Bosheit, mitunter gesteigert zu nervenzermürbender Absurdität. Zeitgenössische Kunst konnte also auch starke Inhalte transportieren! Ich war jedenfalls ungeheuer beeindruckt von diesen aufregend abgründigen Bildern. Erst über ein Jahrzehnt später lernte ich Georg Fiederer persönlich kennen, als ihm eine lange und sorgfältig geplante Ausstellung in kirchlichem Umfeld einen Tag vor der Eröffnung abgesagt wurde. Den Vorschlag einer "Öffentlichmachung" durch kurzfristige Verlegung der abgelehnten Arbeiten in meine damals fast fertiggestellten Galerieräume wollte Georg Fiederer gleichsam aus Loyalität zur Zurückweisung seines künstlerischen Werkes nicht annehmen. Ich war nun auch eingenommen von der konsequenten Haltung eines Künstlers, der eben nicht nach jeglicher Möglichkeit zur öffentlichen Präsentation und Anbiederung an ein unverständiges Publikum suchte, der in professioneller Selbstverständlichkeit über die Widrigkeiten hinwegsah, die dem autonomen Kunstschaffenden das Leben zu erschweren pflegen. Heute, nach zweijähriger Tätigkeit als Galerist und mittlerweile vertraut mit den Untiefen seriöser Kunstvermittlung, schätze ich mich glücklich, das Gesamtwerk Georg Fiederers im ostbayerischen Raum vertreten zu dürfen. Diese erste Edition des Kunstkontors ist den neuen Bildern gewidmet, mit denen sich Fiederer auf Entdeckungsfahrt in bisher unbekannte formale und inhaltliche Dimensionen begibt: der Duktus sperrig-nervösen Liniengespinstes in Bleistift und Pastellkreide auf Papier, in seiner feinsinnig-sensiblen äußeren Erscheinungsform klassisch "zeichnerisch", ist aufgegangen in einer von starkem Karton getragenen zupackenden Textur; geformt wird diese durch collagierte Untergründe aus dünnen, mit hochpigmentierter Flüssigfarbe getränkten Papierschichten, auf welche pinselgeführte Zeichen und Farbflächen gelegt werden.
Auf das "bösartige Genre", die vielfigurige, sozialkritisch interpretierbare Menschendarstellung ist nun verzichtet; Menschenbild und immer wiederkehrende symbolträchtige Gegenstände fügen sich zeichenhaft umrissgestaltet einem aus der scheinbaren Realität gerückten naturhaften Umraum ein oder definieren ihn eigentlich.
Als Bildinhalte lassen sich zumindest auf einer äußeren Bedeutungsebene auch nach den vom Künstler in die formale Gestaltung miteinbezogenen Titeln die Themen "Aufbruch", "Abfahrt", "ungewisse, gefährdete Reise" ausmachen. Wasser, Fluss, die Donau, Schiffe, Flug- und Tauchapparate sind Leitmotive; letztlich leuchtet der alte Topos der "Lebensfahrt" auf, freilich nicht in banaler Offensichtlichkeit, sondern eingebunden in die poetische Atmosphäre einer anziehenden, geheimnisvoll irrealen Welt, die es zu entdecken gilt. Lässt man die Bilder in Ruhe auf das Auge einwirken, so rufen sie unweigerlich eine intensive emotionale Auseinandersetzung mit dem Unbewussten und Halbbewussten des Betrachters hervor. Erinnerungen an wirr Geträumtes, irgendwo seltsam Erlebtes oder Gelesenes mischen sich zu geradezu magischen "Gefühlswallungen", die beim konzentrierten Anschauen der großen, fast quadratischen (70 x 80 cm) Bildtafeln überwältigende Innenwirkung erzeugen.
"Die Fahrten der Entdecker" öffnen uns den Blick für jene Dinge, die wir tief in uns verbergen; sie führen uns in uns selbst zurück, in unser eigenes Leben, das wir - gelenkt durch unsere Sinneseindrücke - zu führen glauben. Wir entdecken ein inneres, heimliches Leben, chaotisch, von starken Gefühlen erfüllt, das auf dem Zeitstrom in rastloser Fahrt vorwärtsdrängt. Fiederers Bilder dienen uns als Katalysatoren dieser Erfahrung, wenn wir uns einlassen auf ein meditatives Betrachten seiner Werke. Empfänglich und bereit müssen wir schon sein auf unerwartete Erlebnisse, offen für die Unvorhersehbarkeit unseres Empfindens - oder wie es Meyer Schapiro schon 1957 treffend gesagt hat: "Der Künstler will kein Werk schaffen, in dem er einem relativ gleichgültigen unpersönlichen Empfänger eine schon vorbereitete und vollständige Botschaft übermittelt. Der Maler zielt vielmehr auf solch eine Qualität des Ganzen hin, dass man ohne die richtige Geisteshaltung und ohne Einfühlungsvermögen gar nichts erfährt" (Zitat: The Liberating Quality of Avant-Garde Art, Art News 1957, Nr.4, S.40 f.)
Arbeiten Georg Fiederers finden Sie links im Hauptmenü unter dem Namen des Künstlers!
Zu Arbeiten Georg Fiederers hat das Kunstkontor ein Katalogbuch herausgegeben |
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